Das portugiesische Schulsystem
Bericht erstellt im Rahmen eines Erasmus+-Austausches (3 Wochen in Porto)
Das portugiesische Schulsystem unterscheidet sich in einigen Punkten relativ stark von dem deutschen, ist aber im Großem und Ganzen recht ähnlich. Die Schullaufbahn der Jugendlichen beginnt im Alter von 6 Jahren und endet offiziell, sobald sie 18 Jahre alt werden. Insgesamt beträgt die Schulpflicht in Portugal also 12 Jahre und ist zeitlich betrachtet in drei Zyklen plus die Ober- bzw. Sekundarsstufe aufgeteilt.
Bevor die Kinder die Grundschule antreten, die "Primeiro Cíclo", welche wie bei uns Schuljahr eins bis vier beinhaltet, haben sie die Möglichkeit, kostenlos eine Vorschule zu besuchen. Diese ist für Kinder im Alter von drei bis fünf vorgesehen und eine Entscheidung, die die meisten Eltern für ihre Kinder fällen, da jedes Kind in dieser Altersklasse Anspruch auf 25 Stunden kostenlosen Unterricht pro Woche hat.
Nach der Grundschule kommen die Schüler*innen auf eine sogenannte Oberschule. Dort durchlaufen sie Zyklus zwei und drei, sprich den "Secundo Cíclo", dieser schließt die Schuljahre fünf und sechs ein, während der "Terceiro Cíclo" von der siebten bis zur neunten Klasse andauert.
Nachdem man die drei Zyklen erfolgreich beendet hat, schließt man gleichzeitig die Grundausbildung, die sogenannte "Ensino Básico", ab.
Anschließend haben die Jugendlichen in Portugal unterschiedliche Möglichkeiten, wie sie das Ende ihrer Schulkarriere, beziehungsweise die "Ensino Sécundario", absolvieren möchten.
Die erste Möglichkeit ist, dass sie ganz regulär auf einer Sekundarschule mit dem "Diploma do Ensino Sécundario" ihr Abitur abschließen. Hierbei müssen sich die Schüler*innen für einen Schwerpunkt entscheidenden, den sie dann von der 10. bis zur 12. Klasse verfolgen. Zur Auswahl stehen Ihnen hierbei der naturwissenschaftlich-humanistische Zweig, der
künstlerisch-spezialisierte Weg und der technisch- bzw. berufliche Zweig. Sofern die Jugendlichen aber für sich entscheiden, dass dieser Weg keine Option für sie ist, müssen sie ihren Abschluss durch eine dreijährige Berufsausbildung (Cursos Aprendagrem) machen, die über das portugiesische Arbeitsministerium in Verbindung mit dem
jeweiligen Betrieb, in dem die Ausbildung stattfindet, organisiert ist. Die zweite Möglichkeit besteht für die Schüler* innen darin, dass sie ebenfalls eine Berufsausbildung über den gleichen Zeitraum, allerdings mit dem Schwerpunkt auf der Allgemeinbildung und von dem Bildungsministerium organisiert, abschließen. Der jeweilige Schüler kann Diese auf einer Berufsschule oder oder auf einer Sekundarschule absolvieren, ist aber dazu verpflichtet, ähnlich wie beim Abitur, einen Schwerpunkt zu wählen. Hierbei stehen Technologie-Kurse (Cursos Technologicós), Kurse im künstlerischen Bereich (Cursos Artisticas Espicalizados) oder Kurse mit dem Fokus auf dem Berufsleben (Cursos Profissionas) zur Auswahl. Bei beiden oben genannten Wegen erhalten die Schüler*innen am Ende ihrer Ausbildung ein doppeltes Diplom, einmal für ihren Abschluss der Sekundarstufe und für das erfolgreiche Beenden ihrer Ausbildung (Certificado Qualificacão Profissional de Nivel 3 und Diploma Ensino Secindário).
Sowohl bei dem einen als auch bei dem anderen Ausbildungsweg durchlaufen die Jugendlichen Theorie- und Praxis- Phasen, wodurch bereits während der Schulzeit wichtige Berufserfahrungen gesammelt werden, die andere Gleichaltrige erst während Hochschulpraktika oder Ähnlichem sammeln. Die Notenvergabe in Portugal unterscheidet sich in einigen Punkten von Deutschland, hier gehen die Noten von eins bis fünf, wobei fünf die besten Note ist während "eins" bedeutet,
dass man durchgefallen ist (5=Excellent; 4=Satisfaz bastande; 3=Satisfaz; 2=Não Satisfaz; 1=Franco). Das Punktesystem in der portugiesischen Oberstufe ist recht ähnlich zu Deutschland, allerdings geht die Punktevergabe in Portugal von eins bis 20. Im Allgemeinen müssen die Schüler*innen mindestens neun Punkte erreichen, um zu bestehen.
Zum Thema Ferien und Länge des Schuljahres: In Portugal dauert ein reguläres Schuljahr von Mitte September bis Mitte Juni und ist in drei Trimester aufgeteilt. Die Sommerferien gehen drei Monate und an Weihnachten und Ostern gibt es jeweils zwei Wochen Ferien. Somit haben die Jugendlichen hier am Ende jedes Trimesters Ferien.
Als allgemeine Aussage über das Bildungssystem lässt sich sagen, dass dieses in Portugal sehr flexibel ausgelegt ist und auf eine soziale und kulturelle Durchlässigkeit seiner Angebote abzielt. Des Weiteren wurde der Unterricht durch Englisch und den in den letzten Jahren eingeführten Nachmittagsuntericht verstärkt, mit dem die Regierung den Rückstand des portugiesischen Schulsystems, der sich im europäischen Vergleich ergeben hat, ausgleichen möchte.
Abschließend möchte ich noch meine eigenen Erfahrungen mit der Schule hier in Portugal kurz zusammenfassen. Im Allgemeinen gibt es hier einige Unterschiede zu Deutschland, ein Beispiel ist das Lehrer-Schüler-Verhältnis, dieses ist in Portugal wesentlich entspannter und in einigen Fällen auf einer fast freundschaftlichen Basis.
Des Weiteren sind die Handy-Regelungen sehr viel lockerer, denn diese dürfen während des Unterrichts auf den Tischen liegen, etc. Außerdem habe ich den Eindruck bekommen, dass auch die Schüler*innen untereinander generell ein sehr gutes Verhältnis zueinander haben und es sehr wenig Spannungen oder Uneinigkeiten gibt. Auch allgemein gesprochen sind alle Leute hier sehr offen und begegnen neuen Leuten überaus freundlich und hilfsbereit.
Katharina Klinksiek (10b), veröffentlicht am 17.2.2024