Die Gastkultur in Spanien 

 
Während meines Erasmus+-Schüleraustausches in Spanien konnte ich eine Gastkultur erleben, die von Herzlichkeit, Offenheit und stark ausgeprägtem Gemeinschaftsgefühl geprägt ist. Schon bei meiner Ankunft wurde ich von meiner Gastfamilie wie ein neues Familienmitglied begrüßt, mit Umarmungen, Küssche auf die Wangen und vielen Fragen, gezeichnet von einer Neugier auf meine Herkunft und meinen Alltag in Deutschland. Diese warme Art, mit Menschen umzugehen, ist charakteristisch für die spanische Kultur.
In spanischen Familien spielt das gemeinsame Essen eine zentrale Rolle. Die Mahlzeiten sind nicht nur zum Sattwerden da, sondern ein wichtiger sozialer Moment. Besonders das Mittagessen, das oft spät stattfindet, kann sich über längere Zeit ziehen, weil dabei viel erzählt, diskutiert und gelacht wird. Auch das Abendessen beginnt im Vergleich zu Deutschland sehr spät – häufig erst gegen 21 oder 22 Uhr. Dadurch hatte ich die Gelegenheit, jeden Tag intensive Gespräche zu führen und die Familie besser kennenzulernen.
Eine weitere wichtige Erfahrung war das entspannte Lebensgefühl, die sogenannte “tranquilidad“. Die Menschen wirken weniger gehetzt und nehmen sich mehr Zeit füreinander. Termine und Zeitpläne sind zwar wichtig, aber nicht so streng wie in Deutschland. Diese Gelassenheit war für mich anfangs ungewöhnlich, aber auch sehr angenehm.
Auch die Rolle von Festen und Traditionen ist in Spanien bedeutend. Ob lokale Feste, religiöse Feiertage oder spontane Treffen in der Nachbarschaft – man spürt überall die Freude am Zusammensein und an gemeinsamen Aktivitäten. Besonders beeindruckend fand ich die lebendige Straßenkultur: Plätze, Parks und Cafés sind stets voll mit Menschen aller Generationen.
Insgesamt habe ich die spanische Gastkultur als unglaublich herzlich, sozial und lebensfroh erlebt. Sie hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, Zeit miteinander zu teilen, offen auf andere zuzugehen und den Alltag mit mehr Gelassenheit zu genießen.
 
Henri Nussbaum (10a)
veröffentlicht am 2.12.2025