Beruf: Wissenschaftliche/r MitarbeiterIn
Was macht ein/e wissenschaftliche/r MitarbeiterIn?

Wissenschaftliche MitarbeiterInnen arbeiten an Hochschulen oder Universitäten. Sie üben dort wissenschaftliche Tätigkeiten in ihrem Bereich aus. Wissenschaftliche Mitarbeiterin bzw. wissenschaftlicher Mitarbeiter kann man an allen wissenschaftlichen Instituten der Universität werden.

Dabei besteht die Arbeit an Unis und Hochschulen hauptsächlich aus zwei Kategorien: Forschung und Lehre. Teil der Forschung ist sowohl die persönliche Forschungsarbeit sowie die Teilnahme an Seminaren und Konferenzen.

Die Lehre besteht in der Regel aus der Betreuung von Tutorien, die die Studierenden, parallel zu Vorlesungen, zur Einübung des Vorlesungsstoffs besuchen.

In vielen Fällen besteht die Arbeit jedoch hauptsächlich nur aus Forschungsarbeit, welche oft mit einer Promotion einhergeht. Es gibt allerdings auch Stellen, die ausschließlich aus Lehre bestehen. Eine abgeschwächte Form davon ist zum Beispiel die Anstellung als wissenschaftliche Hilfskraft. Dies sind Studierende, die neben ihrem Studium Tutorien zu Vorlesungen, die sie bereits gehört haben, leiten.

 

Welche Voraussetzungen braucht man, um als wissenschaftliche/r MitarbeiterIn zu arbeiten?

Die Grundvoraussetzung ist ein abgeschlossenes Studium im gleichen oder zumindest in einem ähnlichen Bereich. Weiterhin sollte man das Interesse und die Begeisterung mitbringen, die im Studium erlernten Inhalte noch weiter zu vertiefen und selbst an offenen Fragestellungen zu forschen.

Wie wird man wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in?

Die Universitäten schreiben in regelmäßigen Abständen Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter aus, auf die man sich bewerben kann, wie in jedem anderen Beruf auch.

Interview mit einem wissenschaftlichen Mitarbeiter der Uni Mainz

Maximilian Preisinger arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Mainz im Bereich der Zahlentheorie und algebraischen Geometrie. Die algebraische Geometrie beschäftigt sich mit der algebraischen Beschreibung geometrischer Figuren. Aus der Schule kennt man das z.B. als die Beschreibung einer Gerade durch die zugehörige Geradengleichung. Seine Forschungsarbeit bestand zum Großteil aus seiner Doktorarbeit, die er im August 2017 fertiggestellt hat. Seitdem arbeitet er an der Weiterführung und Verbesserung der Ergebnisse aus seiner Doktorarbeit

Im Bereich der Lehre hat er in den letzten Jahren aber auch eine Vielzahl von Vorlesungen begleitet. Im Normalfall besteht diese Arbeit daraus, Übungsaufgaben für die Studierenden zu kreieren, die diese als Hausaufgaben bearbeiten, sowie die Lösungen dieser Aufgaben in Form eines Tutoriums mit den Studierenden zu besprechen und allgemein Fragen zum Vorlesungsstoff zu diskutieren.

In Einzelfällen habe ich auch die Vorlesung selbst gehalten, falls der Professor verhindert war. Am Ende des Semesters konzipiere ich zusammen mit dem Professor eine Klausur oder führe mündliche Prüfungen durch.“, sagt Preisinger.

Er selbst hat nach dem Ende seines Masterstudiums in Mainz den Betreuer seiner Abschlussarbeit gefragt, ob es möglich wäre, eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter zu erhalten, um bei ihm zu promovieren und ist so wissenschaftlicher Mitarbeiter geworden.

Auch er hat bereits während seines Studiums als wissenschaftliche Hilfskraft gearbeitet und somit Tutorien geleitet.

Hier das Interview mit ihm:

  • Wann war für Sie klar, dass Sie wissenschaftlicher Mitarbeiter werden wollen?

„Während meines Mathematikstudiums habe ich gemerkt, wie viel Freude mir das Lernen und Verstehen von Sachverhalten und Zusammenhängen bereitet. Daher wollte ich dies nach Beendigung meines Studiums im Rahmen einer Doktorarbeit und der Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter fortsetzen.“

  • An welchen Projekten haben Sie bereits geforscht? An welchem Projekt forschen Sie momentan?

„Das größte Projekt, an dem ich geforscht habe, war meine Doktorarbeit. Dieses Projekt habe ich wohl nie ganz verlassen, da sich meine aktuelle Forschungsarbeit mit der Weiterführung dieser Arbeit beschäftigt. Während meiner Promotion habe ich noch an vielen Seminaren und Konferenzen teilgenommen und dort im Rahmen von Vorträgen und Diskussionen an kleineren Projekten mitgearbeitet.“

  • Welches Projekt hat Ihnen bisher am meisten Spaß bereitet?

„Meine Doktorarbeit empfand ich sicherlich am interessantesten und hat mir am meisten Spaß bereitet. Sonst hätte ich mich auch nicht jahrelang (bis heute) damit beschäftigen können.“

  • Wollten Sie schon immer im Bereich der Mathematik arbeiten?

„Schon in der Schule war Mathematik mein Lieblingsfach. Und auch das einzige Fach, in dem ich wirklich gut war. Daher war für mich schon immer klar, dass ich mal Mathematik studieren werde und anschließend einen Beruf, der mit Mathematik in Zusammenhang steht, möchte.“

 

  • Was fasziniert Sie an diesem Beruf und an der Mathematik/Zahlentheorie?

„Das Faszinierendste an der Mathematik ist für mich ihre Exaktheit. Die Mathematik spezifiziert genau, unter welchen Voraussetzungen die Aussagen, die sie trifft, wahr sind. Aus den Voraussetzungen kann nun (theoretisch) jeder Mensch einzig unter Benutzung der Voraussetzungen und Logik die Aussage folgern. Dies ist in den meisten anderen Wissenschaften nicht möglich. An der Algebra allgemein und der Zahlentheorie im speziellen schätze ich, dass sich viele bis heute offene Probleme sehr einfach und elementar formulieren lassen.

Meine Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter gibt mir die Gelegenheit, meiner Faszination an der Mathematik und der Lösung offener Probleme nachzugehen.“

  • Haben Sie schon einmal versucht eines der berühmten ungelösten Probleme der Mathematik zu lösen? (Riemannsche Vermutung:) )

„Natürlich spielt wohl jeder Mathematikstudent mal mit dem Gedanken, wie es denn wäre, wenn man selbst auf einmal ein bekanntes ungelöstes Problem löst. Mein Favorit war dabei immer die Goldbachsche Vermutung. Diese besagt, dass jede gerade Zahl, die größer als 2 ist, die Summe zweiter Primzahlen ist. Fasziniert hat mich daran immer, wie einfach sie zu formulieren und zu verstehen ist und dass sie trotzdem seit über 250 Jahren ungelöst ist.

Wirklich ernsthaft habe ich mich allerdings nie an einem Beweis versucht.“

  • Ist es möglich, dass Sie etwas herausfinden, dass man in der Mathematik in 100 Jahren „Den Satz des Preisinger“ nennen wird? 

„Möglich natürlich schon, wenn auch eher unwahrscheinlich. Heutzutage wird nur ein sehr geringer Prozentsatz der Sätze in der Mathematik nach demjenigen benannt, der ihn bewiesen hat. Und ich fürchte, bisher habe ich auch noch keinen Satz bewiesen, der eine so große Bedeutung hat, dass er dies rechtfertigen würde.“

Alina Vaupel (11)