Eurovision Songcontest 2016 Stockholm

Am Samstag, den 14.05.2016, fand der diesjährige Grandprix d'Eurovision de la Chanson in Stockholm statt. Durch die Show führten die Comedian Petra Mede und Måns Zelmerlöw, der Gewinner des vorherigen Jahres. Die beiden Moderatoren sorgten für einen unterhaltsamen Abend, unter anderem durch ihren Song, der sich mit der Frage beschäftigte, wie man den ESC gewinnen kann. Auch mit dabei: Justin Timberlake auf der Bühne als Bonusact, um die Pause zu überbrücken. Kommentiert wurde der ESC wieder einmal von Peter Urban.

Zum ersten Mal konnten neben den am ESC teilnehmenden Ländern auch die Amerikaner zuschauen, ebenso die Chinesen .

Obwohl wir uns eindeutig im Vorentscheid für Jamie Lee, unsere diesjährige Kandidaten, entschieden hatten und sie mit ihrer Single Ghost einen tollen Auftritt auf die Bühne legte, reichte es leider nur für elf Punkte und damit wie im Vorjahr nur zum letzten Platz.

Sehr überraschend war allerdings die ukrainische Sängerin Jamala, welche dieses Jahr mit ihrem Song 1944 den ESC gewann.

Der Wettbewerb blieb dieses Jahr bis zum Ende hin sehr spannend, da dieses Jahr die einzelnen Jurys der Länder getrennt von den Zuschauern Punkte vergaben, welche am Schluss erst addiert wurden, sodass eine doppelte Punktzahl erreicht werden konnte. So konnten noch die letzten Zuschauervotes die ganze Rangliste umkrempeln.

Hier eine Abschlusstabelle:

PLATZ NAME & SINGLE LAND PUNKTE
1 Jamala, 1944 Ukraine 534
2 Dami Im, Sound Of Silence Australien 511
3 Sergey Lazarev, You Are The Only One Russland 491
4 Poli Genova, If Love Was A Crime Bulgarien 307
5 Frans, If I Were Sorry Schweden 261
6 Amir, J'ai cherché Frankreich 257
7 Iveta Mukuchyan Armenien 249
8 Michał Szpak, Colour Of Your Life Polen 229
9 Donny Montell, I've Been Waiting For This Night Litauen 200
10 Laua Tesoro, What's The Pressure Belgien 181
11 Dowe Bob, Slow Down Niederlande 153
12 Ira Losco, Walking On Water Malta 153
13 Zoë, Loin d'ici Österreich 151
14 Hovi Star, Made Of Stars Israel 135
15 Justs, Heartbeat Lettland 132
16 Francesca Michielin, No Degree Of Seperation Italien 124
17 Samra Rahimli, Miracle Aserbaidschan 117
18 Sanja Vučic, Goodbye Serbien 115
19 Freddie, Pioneer Ungarn 108
20 Young Georgien Lolitaz, Midnight Gold Georgien 104
21 Minus One, Alter Ego Zypern 96
22 Barei, Say Yay Spanien 77
23 Nina Craljic, Lighthouse Kroatien 73
24 Joe and Jake, You're Not Alone Großbritannien 62
25 Gabriela Kuncíková, I Stand Tschechien 41
26 Jamie Lee, Ghost Deutschland 11

Quelle: www.eurovision.de

Hier nun meine persönliche Meinung zu den einzelnen Kandidaten:

Jamala (Ukraine):

Ein sehr interessanter Text über ein interessantes, aber auch heikles Thema. Dies wird mit der russischen Reaktion untermalt, da diese nun doch meinen, es sei in dem Lied nur um Politik gegangen und hätte nichts beim ESC verloren. Sie hat den Song recht interessant präsentiert, doch manchmal hätte man die musikalische Stimme noch besser an die Musik anpassen können. Die musikalische Untermalung hat gut, aber nicht sehr gut gepasst. Für mich wäre sie nicht so weit vorne gelandet, sondern mehr auf den Plätzen 5-10.

Dami Im (Australien):

Die Australierin Dami Im sang einen Song namens Sound of Silence, welcher aber keine Coverversion des gleichnamigen Songs von Simon & Garfunkel ist. Dieser Song hatte ruhige Strophen und einen kräftigen und imposanten Refrain. Für mich ein sehr gelungener Song. Sie saß den ganzen Auftritt über auf einem glitzernden Würfel. Die Platzierung war verdient, sie hätte aber genug Potential für den ersten Platz gehabt.

Sergey Lazarev (Russland):

Mir persönlich hat der Song nicht wirklich gefallen. Er war sehr langweilig und bekam nur im Chorus leichten Schwung und Elan. Ich verstehe nicht, warum er die Favoritenrolle spielte. Die Show war auch sehr an die des Vorjahres von Måns Zelmerlöw angelehnt und optimiert und interessanter gemacht. Für mich wäre er auf den Plätzen 5-10 gelandet.

Poli Genova (Bulgarien):

Ein sehr schönes Lied mit sehr schwungvollen und tollen Rhythmen. Es hat auf jeden Fall Potential für einen Sommerhit mit Tanzeinlage. Beim ESC hätte es durchaus für eine Platzierung auf dem Treppchen gereicht.

Frans (Schweden):

Für mich ein großer Flop beim diesjährigen ESC. Als ich es das erste Mal hörte, dachte ich direkt an den Hit Catch and Release - bloß mit anderem Text, da die Melodie eine eindeutige Kopie von Catch and Release ist. Damit war ich aber eindeutig nicht der einzige Zuschauer, der dieser Meinung war. Mit diesem Fake wäre kein besserer Platz als 20 oder niedriger verdient gewesen.

Amir (Frankreich):

Endlich mal eine bessere Platzierung als Platz 20! Eindeutig verdient für den genialen und energiegeladenen Tanzhit. Erstaunlich: Ein französischer Kandidat singt nicht einen reinen französischen Song, wie es eigentlich für Frankreich üblich ist. Hier wurden die Strophen in Französisch und der Chorus in Englisch gesungen. Es hätte sogar noch besser bewertet werden können.

Iveta Mukuchyan (Armenien):

Mit Platz 7 zwar leicht zu hoch bewertet, doch trotzdem kein schlechter Song. Nach einem ruhigem Anfang geht es richtig imposant weiter. Dennoch wird es mir irgendwann zu eintönig.

Michał Szpak (Polen):

Eine Überraschung des Jahres: Anfänglich null Punkte und damit vorerst letzter Platz und dann ging es in das Zuschauervoting. Und dort sammelte er 229 Punkte. Dennoch gefiel mir der Song gar nicht. Platzierung für mich: >20.

Donny Montell (Litauen):

Ganz in Ordnung aber nichts Besonderes, finde ich zumindest. Der Song hatte leider nichts Interessantes und Außergewöhnliches. Es war ein ganz normales Lied. Schade! Für mich im Ranking mehr auf den Plätzen 10-15.

Laua Tesoro (Belgien):

Der von einem Queen-Song inspirierte Song (was man direkt am Anfang hört) sorgte direkt als erster Auftritt für Stimmung. Die Platzierung ist verdient für diesen Tanzhit.

Douwe Bob (Niederlande):

Der sehr ruhige Song der niederländischen Kandidaten war in Ordnung, mir aber dennoch zu langweilig. Einzige Besonderheit: Die zehn Sekunden andauernde Pause mitten im Lied. Für mich wäre der Song etwas weiter hinten im Ranking gelandet.

Ira Losco (Malta):

Die Sängerin präsentierte einen anfangs ruhigen, später schnelleren Song, der mehr Potential hätte haben können. In meinem Ranking landet sie weiter hinten auf den Plätzen 15-20.

Zoë (Österreich):

Der Song erinnerte mich direkt an ein Kinderlied, welches leicht aufgemotzt wurde, trotzdem einfach nur für die Tonne ist. Ich habe keinen Gefallen an dem zu verspielten Song gehabt. Für mich im Ranking auf den Plätzen hinter 20. Außerdem wurde der Song erstaunlicherweise in Französisch gesungen, da Zoë eine französische Schule in Wien besuchte.

Hovi Star (Israel):

Der von unserer Jury mit der Höchstpunktzahl bewertete Song war gelungen und hätte weiter vorne landen können (ungefähr um Platz 10).

Justs (Lettland):

Er war bei seinem Song eindeutig nicht der einzige mit Schmerzen, auch mir gefiel der Song gar nicht und hätte viel weiter hinten landen müssen.

Francesca Michielin (Italien):

Eindeutig kein schlechter Song, dennoch auch noch zu ruhig. Sie hätte weiter vorne im Ranking landen können. Hier auch wieder ein Mix aus Italienisch und Englisch.

Samra Rahimli (Aserbaidschan):

Auch hier wieder wie schon so oft bei diesem ESC: Ruhige Strophen und ein kräftiger Refrain. Ein gelungenes Lied, welches doch Potential zu einer besseren Platzierung hatte.

Sanja Vučic (Serbien):

Und schon wieder: ruhige Strophen und danach ein ausdrucksstarker Refrain. Doch im Gegensatz zu den anderen ähnlich aufgebauten Liedern trotzdem noch recht ruhig. Der Tänzer, welcher mit der Sängerin agiert hat, war eindeutig fehl am Platz. Die Platzierung ist durchaus gerechtfertigt.

Freddie (Ungarn):

Auffallend durch die zu raue Stimme sticht der Sänger aus der Masse. Das hilft ihm aber nicht dabei eine bessere Platzierung zu holen. Hier ist das Lied auch wieder ähnlich aufgebaut wie z.B. eben bei Aserbaidschan und Serbien. Die Trommel war zwar im Lied eindeutig zu hören, hatte aber als Teil der Performance keine sinnvolle Rolle.

Young Georgien Lolitaz (Georgien):

Direkt recht wild legte die Band mit ihrem Song los. Irgendwann wurde es aber etwas zu viel und die Scheinwerfer wirkten, als ob sie durch die extremen Lichtwechsel jeden Moment explodieren würden. Hätte auch etwas schlechter abschneiden können.

Minus One (Zypern):

Mich erinnert das Lied irgendwie an ein sehr bekanntes Lied. Ich komme aber einfach nicht auf den Namen des Liedes... Naja, auch egal. Diese „Version“ gefällt mir aber nicht so gut. Die Bandmitglieder in den Käfigen fand ich sehr unpassend. Hätte wie Georgien etwas weiter hinten landen können.

Barei (Spanien):

Ich habe keine Ahnung, warum das Lied so weit hinten landete! Es ist doch perfekt zum Tanzen und sorgt perfekt für Stimmung! Eindeutig ein Kandidat für die Top 10.

Nina Craljic (Kroatien):

Wie man allein durch Performance, welche nur aus einem Kleiderwechsel bestand ins Finale kommt... Eindeutig weit hinten wenn nicht sogar direkt den letzten Platz. Der Gesang passte gar nicht!

Joe and Jake (Großbritannien):

Eindeutig überraschend für mich, dass die beiden so schlecht abschnitten. Ich persönlich fand es zwar nicht so toll, obwohl es Potential für die Top 15 hatte. Ich hätte aber erwartet, dass die beiden vor allem viele Zuschauervotes bekamen. Sie erinnern irgendwie an Justin Bieber im Doppelpack und aus England.

Gabriela Kuncíková (Tschechische Republik):

Besser hätte es wohl nicht werden können... Für mich kein gelungenes Lied. Man hätte mehr daraus machen können. Irgendwie vielleicht aussagekräftiger oder schwungvoller, aber so...

Jamie Lee (Deutschland):

So, da sind wir am Ende angekommen (das Beste kommt zum Schluss :-P)! Jamie Lee hätte eindeutig eine Platzierung mindestens in den Top 10 verdient gehabt, da sie einfach einen super Auftritt hinlegte. Sie trägt eindeutig keine Schuld an der Platzierung. Wir bekamen insgesamt elf Punkte: einen von der georgischen Jury, acht aus der Schweiz und zwei aus Österreich. Ein Kritikpunkt wird nun noch in dem folgenden Text angesprochen.

Wie schon am Anfang erwähnt reichte es dieses Jahr leider unverdient wieder nur für den letzten Platz. Und schon seit Lenas Sieg 2010 werden unsere Lieder nur noch langweilig und abgesehen von Lena mit ihrem 10. Platz im Jahre 2011 und Roman Lob mit seinem 8. Platz im Jahre 2012 landeten wir immer unter 17:

2013 → Cascada 21. Platz

2014 → Elaiza 18. Platz

2015 → Ann-Sophie 27. Platz

2016 → Jamie Lee 26. Platz

Damit waren wir in den letzten zwei Jahren immer Letzter und das in Folge! Doch wie kann man den ESC bzw. wie können wir den ESC gewinnen?!

Eigentlich liegt die Lösung vor Augen:

Wenn man einmal die Kandidaten der letzten sechs Jahre (also 2011 bis 2016) betrachtet und dann sich ihre Songs anschaut fällt auf:

Wir haben nur ruhige Songs! Man sieht direkt an den ersten Plätzen der letzten Jahr, dass schwungvolle Songs immer besser ankamen! Nehmen wir als Beispiel Måns Zelmerlöw! Er hat letztes Jahr gewonnen! Oder auch wir mit Lena. Satellite war der Hit und richtig schwungvoll und man wollte mitsingen und mittanzen. Das war bei uns seitdem nicht (zumindest 2011-2015, da Jamie Lees Lied doch schon auf dem richtigen Weg dorthin war → mehr als die anderen). Vielleicht sollten wir auch irgendwann mal auf Nummer sicher gehen und einen wirklich bekannten Sänger oder eine bekannte Band von uns schicken wie Rammstein, Andreas Bourani oder Revolverheld!

Eins ist auf jeden Fall sicher: Wenn wir so weiter machen, werden wir zumindest in den nächsten zehn Jahren keine Siegeschancen haben und werden nur mit Glück eine bessere Platzierung als 20 erhaschen.

Alexander Wiß