Chinaaustausch 2017 - 2. Woche
Fortführung des Berichtes (Freitag, 13.10.2017):
Der Bus brachte uns in ungefähr drei Stunden nach Fuzhou und zwar direkt zu unserer Austauschschule, wo uns Frau Luo, die wir schon aus Deutschland kannten, Herr Adomeit, der den Austausch initiiert hatte, sowie einige Lehrer der Schule erwarteten. Freundlich wurden wir vom Schulleiter und allen Verantwortlichen begrüßt, wobei Frau Luo dolmetschte. Dann lernten wir endlich unsere Gastfamilien kennen und verbrachten den Abend in den Familien – bei leckerem Essen. Die erste Nacht auf den chinesischen Betten, die nur aus einem Brett unter einer dünnen Matratze bestehen, war etwas ungewohnt.
Wochenende in Fuzhou:
Jan: Mein erster richtiger Tag in der Gastfamilie begann am Samstag damit, dass mein Austauschschüler mir während eines Spazierganges den West Lake Park zeigte. Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Fahrrad zu einer Tempelanlage, dort trafen wir uns mit zwei weiteren Austauschfamilien. Gegen Mittag gingen wir in einem typischen chinesischen Restaurant essen und probierten die regionale Küche. Später besuchten wir noch eine Karaokebar. Am Sonntag fuhren wir mit einer Gondel auf einen nahegelegenen Berg und besichtigten einen weiteren Tempel. Gegen Mittag trafen wir uns zum Eislaufen in einem Einkaufszentrum. Den restli chen Tag verbrachten wir in der Altstadt von Fuzhou.
Martina: Am Samstagmorgen sind meine Austauschschülerin und ich um 6.30 Uhr aufgestanden und haben uns für die Schule fertig gemacht. In China herrscht Schuluniformspflicht. Anschließend haben wir zum Frühstück Nudel mit Erdnusssoße und Dumplings mit Fleisch gegessen. Bereits hier sind die ersten Unterschiede aufgetreten. Im Vergleich zu Deutschland haben Chinesen auch am Wochenende einige Schulstunden. Außerdem legen die Chinesen mehr Wert auf das Essen, da sie bereits morgens eine deftige Mahlzeit zu sich nehmen. Auch mittags und abends gibt es eine ausgiebige Mahlzeit. Zwischendurch gibt es auch einige Snacks wie geröstete Maronen oder diverse Gebäcke. Der Weg zur Schule ist sehr lang, da viele sich eine Wohnung in der Nähe der Schule nicht leisten können. Schulbeginn ist am Wochenende um 8 Uhr. An diesem Tag hat nur ein 4-stündiger Englischunterricht stattgefunden, bei vier unterschiedlichen Lehrern, für "Reading", "Writing", "Listening" and "Speaking". Nach der Schule hat es Mittagessen gegeben. In China heißt das Gericht "Hot Pot" und ist zu vergleichen mit dem deutschen Fondue. Später sind wir zu einem höher gelegenen Tempel gewandert, der religiös bzw. symbolisch für die Abwehr von Taifunen steht. Abschließend haben wir unser Abendessen in einem Restaurant eingenommen. Darunter waren viele Fleischsorten wie Hühnchen, Schwein und Rind sowie Reis und verschiedene Gemüsesorten wie Bohnen und Bambus. Jede Mahlzeit wird mit Stäbchen zu sich genommen.
Lilli: Am Sonntag habe ich mit meiner Austauschschülerin Sandwiches gefrühstückt, bevor uns ihre Eltern zu einer großen Mall gefahren haben, dort haben wir uns mit Rebecca, Cleo , Nadine , Jonas und ihren Austauschülern getroffen und sind zu einem Escape-Room gegangen wo wir noch Daniel und seinen Austauschüler getroffen haben. Im Escape-Room haben wir uns in zwei Gruppen aufgeteilt und deswegen auch zwei verschiedene Themen gespielt: Alice im Wunderland und Piraten der Karibik. Nachdem meine Gruppe keinen Erfolg im Escape-Room hatte, sind wir anschließend mit allen in der Mall Spaghetti essen gegangen. Danach sind wir noch zu einem Tempel, der auf einem kleinem Hügel in Fuzhou steht, gewandert .Daraufhin wurden wir wieder abgeholt und ich habe die Tante und den Cousin meiner Austauschschülerin kennen gelernt.
Montag, 16. Oktober, Fuzhou:
Der Tag begann mit dem Besuch der Schule. Erste Stunde Englisch, danach Musik auf Chinesisch und Mathe bei Herrn Müller. Der Unterricht in China ist vollkommen anders als der in Deutschland. Die Schüler reden nicht, der Lehrer hält einen Vortrag und stellt keine Fragen und wenn doch, nimmt er einen Schüler dran, der daraufhin aufsteht und antwortet. Dazu kommt die Ausstattung der Klassenräume – Lehrer mit Headsets sieht man in Deutschland auch nicht alle Tage- und die schiere Größe einer Klasse -50 Schüler pro Klasse, 15 Klassen pro Stufe, 3 Stufen, macht 2.250 Schüler für das, was bei uns gleichzusetzen ist mit der Oberstufe. Der normale chinesische Schultag dauert von 7 Uhr morgens bis 9 Uhr abends, danach gibt es immer noch Hausaufgaben die erledigt werden müssen und Arbeiten, für die gelernt werden muss. Wenn der Schüler Glück hat ist er um Mitternacht mit Schule fertig und das 6 Tage die Woche mit zusätzlichem freiwilligem Unterricht, den eigentlich jeder nimmt, sonntags. Umso größer die Umstellung für die chinesischen Schüler in der ‚deutschen‘ Mathestunde. Die mündliche Mitarbeit ließ zu wünschen übrig, das Wissen war jedoch erschlagend. Die Herleitung für den Satz des Pythagoras zu erarbeiten braucht bei uns eine gesamte Schulstunde, selbst wenn das eigentlich vorausgesetztes Wissen ist. In China? Fünf Minuten bis alle Schüler die Herleitung aufgeschrieben haben, keine einzige Meldung.
Nach dem Mittagessen ging es dann mit der U-Bahn in die Altstadt, zuerst zu einer sogenannten ‚Wanderung‘. Eine Woche Wandern mit Frau Caesar und die ‚Wanderung‘ war nur noch ein kleiner Spaziergang, nicht erwähnenswert. Nun in die Altstadt, ‚Three lanes and seven Allies‘ - eine alte Fußgängerzone. Einst erbaut von Chinesischen Kriegsflüchtlingen, heute Touristenstraße. Läden mit Stein und Holzschnitzereien aneinander gereiht, dazwischen Touri-Läden, Tee-Läden und kleine Lokale. Bevor die Straße auf eigene Faust erkundet werden konnte, standen zuerst einige kulturelle Highlights auf dem Programm. Ein Museum mit chinesischen Holz- und Steinschnitzereien war der erste Punkt auf der Liste, filigrane Handarbeiten und die Ursprünge des chinesischen Theaters waren hier zu sehen. Das nächste Museum widmete sich der Lackmalerei, eine für Fuzhou typische und höchst aufwendige Kunst. Als letztes besuchten wir einen ortsansässigen Künstler, welcher Essensskulpturen aus Steinen schnitzt. Seine Arbeit ist sehr realistisch, das Festmahl auf dem Tisch vor uns hätte ebenso gut gerade erst aus der Küche gekommen sein können. Nachdem der kulturelle Teil beendet war, wurden ein Ort und ein Treffpunkt ausgemacht und wir konnten den Ort auf eigene Faust erkunden.
Um halb sieben ging es dann auch schon weiter, wenn auch mit einigen Verzögerungen, denn ein Teil der Gruppe musste seine Sing- und Tanzkünste unter Zuhilfenahme der mitgebrachten Box unter Beweis stellen. Viele Videos später waren wir höchst wahrscheinlich Internetstars und konnten weiterziehen. Der Rückweg zur Schule führte uns durch einen nahegelegenen Park – den Westlake Park. Überall sah man Leute, die Gruppen-Gymnastik machten. Als wir einen Platz passierten, auf welchem Mikrophone für Karaoke aufgebaut waren gab es kein Halten mehr. Schnell war eines der Handys an die Anlage angeschlossen und die Schüler auf die Mikrophone verteilt. Nach ‚Sweet Dreams‘ von ‚Eurythmics‘ und ‚Blue‘ von ‚Eiffel 65‘ und einigen anderen Liedern mussten wir unsere Performance abbrechen und weiterziehen.
Dachten wir vorher schon, dass wir berühmt werden würden, so waren wir uns nun sicher. Im Vergleich zu unserem Auftritt in ‚Three lanes and seven Allies‘ war die Menge an Leuten, die uns filmten, nun viermal so groß. Nach einiger Zeit des Spazierens durch die Parkanlagen fanden wir einen neuen Ort für ein Comeback, jedoch versagten die Batterien der mitgebrachten Box beinahe sofort und wir zogen unverrichteter Dinge weiter und beendeten unsere Musikkarriere. Nach einigem weiteren Laufen durch den Park erreichten wir die Schule pünktlich um 9 Uhr. Dort verabschiedeten wir uns und folgten unseren Gastschülern, manche nach Hause, um den anstrengenden, aber doch erfolgreichen und lustigen Tag zu beenden, während andere noch etwas unternahmen. Irgendwann fand jeder von uns in den Schlaf nach diesem schönen Tag.
Dienstag, 17. 10.17, Fuzhou:
Coco (meine Austauschschülerin) und ich sind um 6:30 Uhr aufgestanden, wir haben uns fertig gemacht und gemeinsam gefrühstückt. Gegen 7:05 Uhr sind wir außer Haus gegangen und mit dem Bus zur Schule gefahren. In der ersten Unterrichtsstunde (7:50 - 8:45) hatte ich Englisch, es gab Listening Comprehension und eine Schülerin hielt einen Mini-Vortrag über Harry Potter. In der zweiten Stunde von 8:50 bis 9:50 Uhr hatte ich Erdkunde. Die dritte Stunde war Economy, der Lehrer dort war Amerikaner und die Schüler bestimmten entweder durch das Spielen von Schere, Stein, Papier, wer dran kommt, oder durch das Aufsagen einer Nummer. Die vierte und letzte Stunde wurde von Fr. Caesar gehalten, es war eine Mathestunde. Danach haben wir alle in der Schulkantine zu Mittag gegessen. Danach sind wir zusammen zum ,,Fudao'' gefahren. Dieser Wanderweg ist wie eine Achterbahn auf Stelzen gebaut und von dort hatten wir eine gute Aussicht auf ganz Fuzhou. Am Abend wurden wir alle zusammen in ein ,,Seafood Restaurant" eingeladen.
Nach unserem Dinner gingen wir durch einen Park, in dem viele Leute tanzten und sich so einige von der Gruppe entschieden, mitzumachen. Um 21 Uhr waren wir dann wieder mit unseren Gastschülern vereint und fuhren nach Hause.
Mittwoch, 18.10.2017, Fuzhou:
Nachdem alle Teilnehmer des Austausches um 7:30 Uhr am Morgen in der Schule im Gemeinschaftsraum angekommen waren, wurden wir in den 13. Stock der chinesischen Schule geführt, in welchem der chinesische Schulleiter, seine Kollegen, die Koordinatorin Frau Luo und unsere Austauschschüler saßen. Nach einigen Reden der Offiziellen wurde feierlich der Freundschaftsvertrag unterzeichnet, welcher die feste Bindung und Freundschaft der Partnerschulen festhält. Anschließend wurden noch ein paar Fotos auf den Treppen der Schule gemacht. Dann ging es für die deutschen Teilnehmer auf die Dachterrasse der Schule, um an einem extra für uns organisierten Schnupperkurs in Tai Chi teilzunehmen. (Tai Chi ist eine alte chinesische Kampf- und Meditationskunst) Nach diesem anstrengenden Event gab es Essen in der Cafeteria. Einige Schüler spielten auch noch Fußball auf dem Pausenhof oder machten es sich mit Musik auf dem Schulgelände bequem. Um ca. 13 Uhr brachen wir mit dem Bus auf, um einen Vogelmarkt in der Stadt zu besuchen. In den riesigen Hallen des Marktes kann man alle Arten von Haustieren und Kleintieren kaufen. Dort hatten wir dann Zeit, uns alles anzuschauen. Um 17:00 traten wir die Rückreise erneut zur Schule an, um uns dort mit unseren Austauschschülern zu treffen und zusammen Abend essen zu gehen oder durch die Stadt zu schlendern.
Donnerstag, 19.10.2017, Fuzhou:
Früh am Morgen sind wir zu Fuß über einen Markt und den West Lake Park zu Panda World gegangen. Dort haben wir uns zuerst eine lange Dokumentation angesehen und danach konnten wir noch mehrere Pandas beim Fressen beobachten, denn damit beschäftigen sie sich etwa zwölf Stunden am Tag. Leider ist der älteste Panda der Welt dort einen Monat vor unserer Reise mit 37 Jahren gestorben.
Dann haben wir wegen der zu langen Anreisezeit unser Programm geändert und sind statt in die Edelsteinmine zum Berg Gu Shan gefahren. Dort konnte jeder sich entscheiden, ob er den Berg bis zu dem Aussichtspunkt hochwandert oder sich unten ausruht und auf die anderen Schüler wartet.
Als die Gruppe wieder vollständig war, sind wir mit dem Bus zu einer Shoppingmall gefahren und hatten dort 1 ½ Stunden Freizeit. Danach haben wir uns am Wuyi Square eine Parade zum Abhängen der chinesischen Flagge angesehen. Bei der Weiterfahrt mit dem Bus konnten wir uns entscheiden, ob wir an der Schule oder an den Three Lanes and Seven Alleys aussteigen und hatten bis zum Treffen an der Schule um 20:45 Uhr Freizeit. Von dort aus ist jeder mit den Austauschschülern zu seiner Gastfamilie gefahren.
Freitag, 20.10.2017:
Der Tag begann wie immer mit einem Frühstück, zusammen mit der Gastfamilie. Danach trafen wir uns an der Schule und fuhren mit dem Bus in Richtung Xichan Tempel, den wir daraufhin gründlich besichtigten. Unser nächster Stop war eine Universität, in der chinesische Studenten Deutsch lernen, diese haben wir 1 Stunde lang interviewt und sie durften uns Fragen stellen und ihr Deutsch testen. Danach folgte das Mittagessen in der Schulkantine und die darauffolgende Abschiedsfeier, bei der sich alle noch einmal für die tolle Zeit bedankten. Im Anschluss an die Feier fuhren wir zur NetDragon - Zentrale, dem Marktführer in Sachen Virtual Reality.
Wir durften den Campus besichtigen und einige Tools und Programme testen. Abends hieß es, China den Rücken zu kehren und zurück nach Deutschland zu reisen.