Erasmus+-Austausch in zwei Gastfamilien
Ich habe dieses Schuljahr vier Wochen im Westen Frankreichs verbracht. Dort wurde ich von zwei Gastfamilien für je zwei Wochen aufgenommen. Der Grund dafür war nur, dass meine beiden Gastschwestern vor einer großen Prüfung standen und dadurch dann mehr Zeit zum Lernen hatten. In den dort verbrachten Wochen habe ich einige Unterschiede zwischen dem deutschen und dem französischem Alltag bemerkt. Der wahrscheinlich größte und offensichtlichste Unterschied ist die Schule. Bei uns beginnt der Unterricht um 8 Uhr und endet meistens um 13 Uhr. Natürlich hat man zwei- bis dreimal sieben Stunden in der Woche und kann erst gegen 14-14:30 Uhr nach Hause gehen, beziehungsweise noch längere Tage in der Oberstufe. Aber selbst muss man nur einmal pro Woche bis 17 Uhr in der Schule sein.
In Frankreich allerdings beginnen die Schultage um 8.30 Uhr und enden um 17 Uhr. Um das nicht allzu schrecklich dastehen zu lassen, muss ich dazu sagen, dass wir in den letzten zwei Wochen viel Ausfall hatten. Auf Grund dessen hatte ich beispielsweise an einem Mittwoch keine Schule, da eine Doppelstunde auf den Tag zuvor verschoben wurde und die dritte Stunde wegen Abwesenheit der Lehrerin ausgefallen ist. Und da eine weitere Besonderheit ist, dass man mittwochs in Frankreich nur bis 12 Uhr Schule hat, hatte ich einen Tag frei. Genauso können auch die letzten beiden Stunden ausfallen, wodurch man früher frei hat. Das Problem, speziell für Kinder, die mit dem Bus fahren. ist, dass die Schulbusse nur morgens und nachmittags um 17 Uhr fahren. Hat man Pech, fallen einem die letzten drei Stunden aus, man muss aber bis 17 Uhr im Aufenthaltsraum auf den Bus warten. Eine weitere Sache, die mir nicht gefällt, sind die langen Pausen. Eine Unterrichtsstunde ist normalerweise 55 Minuten lang, eine Doppelstunde jedoch 90 Minuten. Hat man also dritte, vierte Stunde eine Doppelstunde und danach eine große Pause, kann es vorkommen, dass man insgesamt 30 Minuten Pause hat. Des Weiteren ist unsere Mittagspause von 12 Uhr bis 14 Uhr. Je nachdem, wie unsere Stunden liegen, sitzen wir um 12 Uhr, manchmal auch erst halb eins in der Kantine und genießen unser Mittagessen. Aber mehr als 30 Minuten dürfen wir nicht in der Kantine verbringen, da die anderen Klassenstufen ebenfalls essen müssen und die Mensa nicht genug Platz für alle auf einmal anbietet. Nach dem Mittagessen hat man also eine bis anderthalb Stunden Pause. Ich wusste nie, was ich in dieser langen Zeit machen sollte. Am liebsten hätte ich die Zeit genutzt, um meine im Unterricht gemachten Notizen und mir unklare Worte zu übersetzen. Da aber an der Schule Handyverbot galt, konnte ich das nicht machen. Somit bestanden unsere Pausen aus Gesprächen und langen und spannenden Tischtennisspielen um die Zeit überbrückt zu bekommen. Dazu muss ich auch sagen, dass ich in die Freundesgruppe meiner Gastschwester mit offenen Armen aufgenommen und gut integriert wurde. Da ich mich allerdings noch nicht einwandfrei ausdrücken konnte, langweilte ich mich oft in der Mittagspause. Lange Mittagspausen sind allerdings nicht nur im Schulalltag üblich, sondern auch in der französischen Arbeitswelt. Das typische Klischee, dass Franzosen ihr Mittagessen, welches auf Vor-, Haupt- und Nachspeise besteht, in einem Bistro oder Restaurant zu sich nehmen, kann ich vollkommen bestätigen. Möchte man einen Angestellten in Frankreich während seiner Mittagspause erreichen, kann man den Versuch direkt aufgeben. Denn das „entre“ schmeckt einfach nicht lecker, wenn man dabei auch noch ans Telefon gehen und über seine Arbeit reden muss.
Generell lässt sich sagen, dass die Franzosen viel und gerne essen. Ein weiteres Klischee, was ich bestätigen kann. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, aber am Anfang war es sehr ungewohnt für mich. Es gibt täglich drei Mahlzeiten und eventuell einen Snack um 17 Uhr, wenn man aus der Schule kommt. Die Mahlzeiten sind groß und abends meisten lang. Am Essenstisch wird sich angeregt über den Tag unterhalten. Für mich war es auch vor allem eine Umstellung, da ich meistens kleinere Mahlzeiten, dafür aber öfter esse.
Während meinem Aufenthalt habe ich allerdings nicht nur gutes Essen entdeckt, sondern auch einige Orte in Frankreich. Ich hatte großes Glück, dass ich während meines Frankreichbesuches zwei lange Wochenenden hatte. Diese waren in der ersten und dritten Schulwoche. In diesen freien Tagen war ich einen Tag in Paris, einen in Angers mit meiner ersten Gastfamilie und in der zweiten Woche waren wir mit meiner anderen Gastfamilie am Meer in der Bretagne. Meiner Meinung nach war Angers die schönste der Städte, die ich besichtigt habe. Sie war das Ebenbild einer französischen Stadt, mit vielen Altbauwohnungen, wunderschönen Gebäuden und einer Bäckerei an jeder Ecke.
Allgemein kann ich sagen, dass diese vier Wochen eine Erfahrung waren, die jeder Zeit wieder machen würde. Angefangen von den Reisen, dem Essen, bis hin zu den dort geknüpften Freundschaften, habe ich nur gute Erinnerungen. Jedem, der die Möglichkeit hat, eine Auslandszeit zu machen, würde ich es empfehlen! All meine Sorgen, die vor der Abfahrt hatte, hatten sich als unnötig entpuppt. Im Gegenzug wurde ich mit großartigen, wunderschönen Erlebnissen und Erinnerungen beschenkt.
Mon séjour en France était vraiment magique!
Rebeka Akácz (10s) Veröffentlicht am 19.7.2022