Ein Monat im französischen Collège und das Leben als Teenager in Frankreich

Ich bin Andjela Pantelic, 17 Jahre alt und ich besuche derzeit die elfte Stufe unseres Gymnasiums auf der Karthause. Anfang dieses Jahres wurde ich auf diese Chance von Erasmus+ aufmerksam und mein Interesse wurde sofort geweckt. Mithilfe von anderen Lehrern auf meiner Schule habe ich es dann geschafft und meine Reise konnte bald losgehen. Ich habe eine Langzeitmobilität in Frankreich für einen Monat im Zeitraum vom 10.06.22 - 09.07.22 durchgeführt und die Stadt, in der ich mich aufhielt, heißt Troyes.

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Zuerst einmal möchte ich aufklären, warum ich so etwas mache bzw. gemacht habe und euch etwas weitergeben. Ich liebe das Land und die Sprache sehr und ich möchte mein Französisch weiter ausbauen, das war der wesentliche Grund. Wenn man eine Sprache schon weiter ausbauen möchte, dann hilft es wirklich sehr, so wie ich es zum Beispiel gemacht habe, in dieses Land zu gehen, wo du wirklich alleine auf dich gestellt bist und du dich nur auf dieser Sprache verständigen kannst. Wenn euch so eine Chance zur Verfügung steht, dann nutzt diese auch und ihr werdet wirklich viel davon profitieren. In diesem Artikel spreche ich nur von Erfahrungen und Begegnungen, die ich in dieser Stadt und in dieser Schule gemacht habe.

Das Programm Erasmus+ hat meinen Aufenthalt finanziert und ich musste mich um die Schule und die Gastfamilie kümmern.

Ich hatte da auch Hilfe, aber die Gastfamilie kenne ich schon, weshalb es einfacher für mich war, eine zu finden.

Ich bin auf ein Collège gegangen, das ,,Collège les Jacobins'' heißt. Zuerst war ein lycée, also ein Gymnasium geplant, aufgrund von Abschlussprüfungen der Franzosen in diesem Zeitraum für deren Abitur ging das jedoch nicht, aber das war kein Problem.                                                                                            1.jpg

Auf dem Collège war ich in einer 9. Klasse, der 3ème5, denn das Schulsystem in Frankreich ist anders als in Deutschland. Nach der Grundschule gehen sie für 4 Jahre lang auf das Collège und nach der 9. Klasse dann auf das lycée, also auf das Gymnasium, wo sie ihr  Abitur machen.

Ich bin mit dem Zug von Koblenz bis nach Troyes gefahren, das waren um die acht Stunden mit dem Zug.

Am Wochenende vor meinem 1. Schultag habe ich erstmal mit meinem Gastvater meine Busfahrkarte besorgt, denn ich bin mit dem Bus in die Schule gefahren und wieder zurück. Direkt aufgefallen ist mir etwas, was mir mein Gastvater auch gezeigt und erklärt hat, nämlich, dass man dort in den Bussen einfach einsteigt und dass es an jeder Tür drinnen im Bus gibt ein Gerät gibt, wo ihr eure Karte nur dranhalten müsst, um sie zu scannen. Sonntags ist Busfahren gratis.

Mein erster Schultag konnte nicht besser verlaufen. Ich war so aufgeregt und nervös, aber mir wurde direkt freundlich geholfen und ich habe mich erstmal dem Schulleiter vorgestellt und dann kam auch schon mein verantwortlicher Lehrer Monsieur Bourson. Ich mag ihn sehr, er hat mir sehr geholfen und ich habe auch viel mit ihm geredet. Mir wurde zuerst eine Führung in der Schule gegeben. Die Schule ist kleiner als unsere, weshalb sich dort auch fast jeder gegenseitig kennt, weil es ja nur vier Stufen auf dem Collège sind mit mehreren Klassen. Dann habe ich auch schon meine Klasse kennengelernt und wir haben uns alle erstmal im Sitzkreis vorgestellt und uns gegenseitig Fragen gestellt, die offen waren. Mich haben die Schüler auch die ganze Zeit begleitet und mir geholfen. Was ich sofort bemerkt habe, ist aber die Freundlichkeit und der Zusammenhalt der Schüler bzw. Schülerinnen untereinander, aber auch mit den Lehrern bzw. Lehrerinnen, weshalb es sich nach einer Zeit so angefühlt hat, als kenne man sich schon länger. Ein Tag auf dem Collège sieht folgendermaßen aus:

Die Schule beginnt um 7:55 Uhr und die Klassen stehen geordnet auf dem Pausenhof und warten auf den Lehrer, den sie im Unterricht haben. Nach jedem Unterricht gehen sie wieder auf den Pausenhof und warten auf den nächsten Lehrer und gehen dann gemeinsam wieder in den Unterricht. Sie haben zwei 15-minütige Pausen und um 12 Uhr essen einige in der Kantine, die anderen gehen nach Hause essen. Ich habe auch in der Kantine gegessen und es gab jeden Tag Baguette, Salat, Obst und Joghurt und dann das Hauptgericht und manchmal auch Nachtisch wie ,,mousse'' oder Eis. Nach dem Essen haben sie einanderthalb Stunden Freizeit, dürfen das Schulgelände aber nicht verlassen. Viele spielen in der Zeit auch Basketball. Draußen auf den Pausenhöfen haben sie Spinde, wo sie ihre Rucksäcke und Bücher verstauen.

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Die Schule endet um 16:45 Uhr und sie haben auch länger Schule als wir. Mittwochs haben sie aber nur bis 12 Uhr Schule. Sie haben keinen Religionsunterricht und haben neben den Fächern, die wir auch in Deutschland haben, auch Fächer wie ,,Eloquence'' , das wir nicht haben und das man mit Redegewandheit übersetzen kann. Als Fremdsprachen haben sie Latein, Spanisch, Englisch und seit kurzem Deutsch, aber nur für die jüngeren Jahrgängen. Bemerkt habe ich aber, dass die Franzosen ihre eigene Sprache bevorzugen und kaum eine andere Sprache sprechen können, auch Englisch liegt ihnen nicht so. Deswegen habe ich in meinem ganzen Aufenthalt auch nur auf Französisch mit allen kommuniziert und hatte auch die meiste Zeit über nur Franzosen in meiner Nähe, sodass ich auch viel mithören konnte, aber das war ja auch der Sinn der Sache und mein Ziel. Einmal habe ich ihnen bei den Englischpräsentationen geholfen, wo sie Organisationen von Tierschutzvereinen präsentiert haben und ich habe auch mit vielen geredet und erfahren, dass viele von ihnen Freiwilligenarbeit machen. Ich selber habe auch zwei Präsentationen für den Deutschunterricht in den jüngeren Jahrgängen gehalten, aber eigentlich fast nur auf Französisch, weil sie kaum Deutsch vertstehen und habe ihnen ein wenig von Deutschland, unserer Stadt Koblenz und den unterschiedlichen Schulsystemen erzählt und habe da auch sehr schönes Feedback von den Lehrern bekommen. Im Unterricht bin ich eigentlich immer gut mitgekommen. Das einzige, was mir manchmal fehlte, ist das Vokabular. Bemerkt habe ich aber auch, dass die Schüler/innen im Unterricht eher reinrufen als dass sie sich melden und manche legen den Kopf oft auf den Tisch und schlafen und kein Lehrer wird böse.

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Ein Tag hatte meine Klasse mündliche Prüfungen, weshalb ich an dem Tag nicht in die Schule gegangen bin und in der letzen Woche hatte ich auch keine Schule, weil sie da die Abschlussprüfungen im Collège hatten, die sogennanten ,,brevet''. In meiner Freizeit habe ich viel mit meiner Gastfamilie und deren Freunden und Familien gemacht. Wir sind viel in der Stadt spazieren gegangen, wo mich der Bau der Häuser und Gebäuden fasziniert hat, aber auch das bunte Licht (oft am Wasser), das abends immer angeht. Mein persönliches Highlight war aber ,,le coeur de Troyes'' ( Das Herz von Troyes).

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Ich habe laut den Franzosen die beste Pizza von Troyes gegessen, italienisches Eis probiert und einmal mit der Familie ,,beignets de glace'' gegessen und das war so lecker! Ansonsten gab es am 21.06 die ,,Fête de la Musique''. Das findet jedes Jahr am 21.06 statt und da läuft gegen Abend Musik in der Stadt und es ist auf jeden Fall voll, man findet auch kaum einen Parkplatz. Ich war auch öfter im Park, der bei uns in der Nähe ist, dann einmal im Kino, Klettern im Kletterwald und Bowling spielen.

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Mit meiner Familie und Freunden habe ich auch das Spiel ,,treize cartes'' gezeigt bekommen, das wir fast jeden Tag gespielt haben und ich mag dieses Spiel sehr, das bleibt mir eine Erinnerung, das ich definitv meiner Familie und meinen Freunden beibringen werde.

Insgesamt bin ich unglaublich dankbar, so etwas erlebt haben zu dürfen und von dieser Chance profitiert zu haben. Ich habe tolle Menschen kennengelernt, mit denen ich noch in Kontakt stehe, habe viele schöne Erfahrungen und Erlebnisse gesammelt, bin über mich hinausgewachsen, bin definitiv sicherer in der Sprache geworden und habe das Leben aus einem anderen Blickwinkel gesehen. Ich kann euch so etwas nur ans Herz legen und weiterempfehlen und ich würde das auf jeden Fall nochmal machen.

Ich danke der Organisation, meiner Schule, der Schule in Frankreich, aber auch meiner tollen Gastfamilie und den Menschen, die ich kennenlernen durfte von ganzem Herzen für diese unvergessliche Reise und hoffe auf weitere Projekte wie diese.

Angela Pantelic (MSS 11), veröffentlicht am 16.7.2022