Digitale Bildung am “IES La Patacona” in Spanien

An deutschen und spanischen Schulen gibt es im Bezug auf digitale Bildung zwar einige, jedoch umso mehr Unterschiede. Um die jeweils gewählten Ansätze zu verstehen, hilft es, die gewählte Ausstattung, die verwendeten Lernmittel und den realen Unterrichtsinhalt separat zu betrachten.

Wie auch am deutschen Gymnasium üblich, besitzen die meisten Räume eine digitale Tafel und/oder einen Beamer. Für den Fall, dass die Technik nicht planmäßig funktioniert, befinden sich Whiteboards an der hinteren Wand einiger Klassenräume. Die spanischen Computerräume sind, genauso wie die deutschen, mit PCs an jedem Sitzplatz ausgestattet. Jedoch gehören in Spanien 3D-Drucker, Arduino UNOs, Leuchtdioden und weiteres Zubehör für das praktische Arbeiten zur Ausstattung. Von digitalen Endgeräten wie zum Beispiel iPads wird auf Schülerseite jedoch an der spanischen Schule kein Gebrauch gemacht. Vereinzelt werden diese aber von Lehrern verwendet. Das flächendeckende WLAN im Schulgebäude spielt daher keine so wichtige Rolle wie am Gymnasium auf der Karthause.

Auch bei den verwendeten Lehrmitteln unterscheidet sich der spanische Informatikunterricht von seinem deutschen Gegenstück. Dies ist teilweise auch auf die anderen, ausstattungsbedingten Möglichkeiten der praktischen Umsetzung zurückzuführen. Die Arbeit mit 3D-Grafikdesignern wie zum Beispiel SketchApp wird in Spanien schon früh unterrichtet, wohingegen sie kein Bestandteil des deutschen Lehrplans ist. Minicomputer wie der Arduino UNO werden zudem, mit entsprechender Software, für anwendungsbezogene Übungen verwendet. Der Aufbau passender Hardware wie Lampen und Mikrofone führt zu einem visuellen Lernergebnis und rundet das Lernkonzept ab.

Jedoch finden sich auch einige Gemeinsamkeiten. Die zum Lernen von Netzwerktechnik verwendete Website Netacad ist vergleichbar mit der in Deutschland verwendeten Inf-Schule-Seite. Sowohl in Spanien als auch in Deutschland werden die Schüler durch das Erstellen digitaler Präsentationen mit der Nutzung dieser Medien vertraut gemacht. Der nicht-informatikbezogene Unterricht findet in Deutschland deutlich digitaler statt als in Spanien. Durch die dauerhafte Nutzung der bereitgestellten iPads als Unterrichtsmedium wird der Umgang mit Programmen wie GoodNotes und das Verwalten der eigenen Dateien mit einem Dateimanager gelehrt.

In der Realität hängt jedoch ein Großteil des Lernerfolgs vom Lehrer ab. In manchen der Informatikkurse kommt der Unterricht nur sehr schleppend voran und die Aufmerksamkeit der Schüler ist auch sehr gering. Teilweise fehlt es auch an Aufgaben für die Schüler. Dies führt dann auch zu Nachlässigkeit auf Schülerebene in Bezug auf Arbeitstempo und Gewissenhaftigkeit. Auf der anderen Seite gibt es auch Kurse, in denen verhältnismäßig ruhig und produktiv gearbeitet wird. Hier kommt der Vorteil der Digitaltechnik besonders ins Spiel, da die Schüler insbesondere bei kreativen Aufgaben viel mehr Möglichkeiten haben, ihre Ideen unter Anleitung am PC zu skizzieren und vor allem die Möglichkeit haben, diese auch mit der entsprechenden Technik in der realen Welt umzusetzen. Ein Schüler stellte zum Beispiel ein selbstgeplantes und gebautes Dezibel-Messgerät vor. Es besteht aus einem kleinen Mikrofon, einem Arduino UNO und einer kreativ gestalteten LED-Skala, um das Messergebnis zu visualisieren. Auf der anderen Seite haben deutsche Schüler durch die Nutzung eines iPads in der Schule deutlich konstanteren Kontakt zur digitalen Welt. Der Informatikunterricht ist zudem deutlich produktiver als in Spanien. Was jedoch meiner Meinung nach in Spanien besonders positiv hervorsticht, ist die Praxisnähe der Digitalbildung und die vorhandenen Ressourcen, um diese zu ermöglichen.

Philipp Lorenz, Jgst. 12

veröffentlicht am 25.2.2025