ALL ABOARD!

Wer das Steuer übernahm und wer über Bord ging

Der diesjährige Eurovision Song Contest stand unter dem Motto „All aboard!“ („Alle einsteigen“). Salvador Sobral brachte im Vorjahr mit seinem Song Amar Pelos Dois den Songcontest in die portugiesische Hauptstadt Lissabon, wo der neue Sieger und Ausrichter fürs nächste Jahr gekürt wurde.

Das genaue Ergebnis findet ihr in der folgenden Tabelle.

Moderiert wurde der ESC von Filomena Cautela, Sílvia Alberto, Daniela Ruah und Catarina Furtado. Peter Urban kommentierte erneut den Songcontest.

PLATZ NAME DES KÜNSTLERS SINGLE LAND PUNKTE
1 Netta Toy Israel 529
2 Eleni Foureira Fuego Zypern 436
3 Cesár Sampson Nobody But You Österreich 342
4 Michael Schulte You Let Me Walk Alone Deutschland 340
5

Ermal Meta &

Fabrizio Moro

Non mi avete fatto niente Italien 308
6 Mikolas Josef Lie To Me Tschechische Republik 281
7 Benjamin Ingrosso Dance You Off Schweden 274
8 Elina Nechayeva La forza Estland 245
9 Rasmussen Higher Ground Dänemark 226
10 DoReDoS My Lucky Day Moldau 209
11 Eugent Bushpepa Mall Albanien 184
12 Ieva Zasimauskaitė When We're Old Litauen 181
13 Madame Monsieur Mercy Frankreich 173
14 Equinox Bones Bulgarien 166
15 Alexander Rybak That's How You Write A Song Norwegen 144
16 Ryan O'Shaughnessy Irland Together 136
17 Mélovin Under The Ladder Ukraine 130
18 Waylon Outlaw In 'Em Niederlande 121
19 Sanja Ilić & Balkanika Nova deca Serbien 113
20 Jessica Mauboy We Got Love Australien 99
21 AWS Viszlát nyár Ungarn 93
22 Lea Sirk Hvala, ne Slowenien 64
23 Alfred & Amaia Tu Canción Spanien 61
24 SuRie Storm UK 48
25 Saara Aalto Monsters Finnland 46
26 Cláudia Pascoal O Jardim Portugal 39

Quelle: www.eurovision.de

Damit wir bei der Tradition bleiben: Hier ein kleiner Kommentar zu den Acts, geordnet nach der Startreihenfolge.

Mélovin mit „Under The Ladder“ für die Ukraine:

Ein Siegersong ist es lange nicht, so landete das Lied auch nur auf Platz 21 in den Wettquoten. Ob es schön ist, darüber lässt sich wohl streiten. Es lässt sich wohl sagen, dass die Performance an dem Abend nicht die beste war. Auch die Choreographie ist mehr schlecht als recht. Als Opener gut, doch er geht mit seiner Nummer über Bord (Platz 17)

Alfred & Amaia mit „Tu Canción“ für Spanien:

Wer auf solche schnulzigen Lieder steht, der wird von diesem Duett berührt sein. Auch können die beiden mit einer guten Leistung und schlichter Choreographie den ein oder anderen beeindrucken. Jedoch ist ihr Lied kein Siegersong. Das gewisse Etwas fehlt. Letztendlich Platz 23 für Spanien.

Lea Sirk mit „Hvala, ne“ für Slowenien:

Dass Hvala, ne es überhaupt ins Finale geschafft hat, war eine Überraschung. Das Lied sorgt nicht wirklich für Stimmung und ein Ohrwurm ist es nun wirklich nicht. Mit Platz 22 überraschend hoch bewertet.

Ieva Zasimauskaitė mit „When We're Old“ für Litauen:

Eine schöne ruhige Ballade die in den Wettquoten zum Ende hin in die TOP 10 kletterte, letztendlich aber in der Tabelle auf Platz 12 landete. Ein verdienter Platz für diesen ruhigen, simplen Song.

Cesár Sampson mit „Nobody But You“ für Österreich:

Die Überraschung des Abends ist auf jeden Fall Österreich. Dass das Lied in den Wettquoten nur auf Platz 18 lag, konnte ich zwar schon nicht verstehen, doch dass es so durch die Decke ging und das Juryvoting für sich entschied, war auch eine Überraschung. Der Song ist auf jeden Fall ESC-tauglich und kann durchaus einen Ohrwurm verursachen. Die Performance im Finale war in Ordnung, muss im Juryfinale dennoch besser gewesen sein. Glückwunsch zu Platz Drei!

Elina Nechayeva mit „La forza“ für Estland:

Eine außergewöhnlicher Act, der dadurch vermutlich auch seinen Platz 8 verdient gemacht hat. Technisch war La forza auf jeden Fall perfekt gesungen, die Inszenierung mit dem langen Kleid kam einem jedoch irgendwie bekannt vor...

Alexander Rybak mit „That's How You Write A Song“ für Norwegen:

Nach seinem Finalsieg versuchte es Alexander Rybak am Samstag erneut, landete jedoch in der hinteren Hälfte, auf Platz 15. Sein Siegerlächeln und die Geige brachten ihm diesmal nichts. Vor allem finde ich die Inszenierung mit den Illustrationen von Instrumenten zu Beginn unpassend. Im Publikum muss so manche Bewegung wohl sehr suspekt wirken.

Cláudia Pascoal mit „O Jardim“ für Portugal:

Dass das amtierende Siegerland kaum Chancen hat und gerne Mal auf dem letzten Platz landet, ist nichts Neues. Und genau dies trifft auch auf die Ballade O Jardim zu. Eine sehr ruhige Nummer, die zwar gut präsentiert wurde, aber keinerlei Chancen auf einen Sieg hatte.

SuRie mit „Storm“ für Großbritannien:

Für die einen verständlich, für die anderen nicht: Platz 24. Das Lied ist nicht schlecht, jedoch auch kein Siegerlied. Es hätte durchaus eine bessere Platzierung verdient. Respekt vor SuRie, dass sie ihre Performance trotz Flitzer durchgezogen hat.

Sanja Ilić & Balkanika mit „Nova deca“ für Serbien:

Dass das Lied ganz hinten in den Wettquoten lag, ist kaum verwunderlich. Es ist genauso wie Sloweniens Hvala, ne nicht fürs Finale geeignet, jedoch ist dieser Song noch etwas schlechter. Erstaunlich weit vorne gelandet, vor allem wenn man sieht, wer hinter dem Song gelandet ist...

Michael Schulte mit „You Let Me Walk This Road Alone“ für Deutschland:

Die erste Zeile leider verhauen, doch das macht nichts. Er fängt sich direkt und zieht den Auftritt perfekt durch. Mit seinem Lied über seinen verstorbenen Vater berührt er ganz Europa, holt sogar ein paar Mal die douze points. Michael Schulte erlöst Deutschland vom ESC-Fluch. Herzlichen Glückwunsch zu einem tollen Platz 4!

Eugent Bushpepa mit „Mall“ für Albanien:

Auch eine Überraschung war der Finaleinzug von Eugent Bushpepa. Mit seinem Song Mall singt er sich aus dem ersten Halbfinale ins Grand Final. Dort holt er überraschend Platz 11, was jedoch noch zu hoch bewertet ist. So mancher Song hat deutlich mehr verdient als Albanien bekam.

Madame Monsieur mit „Mercy“ für Frankreich:

Das das französische Duo nicht weiter vorne landet, hätte ich mir nicht vorstellen können. Die beiden polarisierten das Publikum und lieferten einen tollen Auftritt. Eine TOP 10 Platzierung wäre locker drin gewesen.

Mikolas Josef mit „Lie To Me“ für die Tschechische Republik:

Nachdem er sich in den Proben verletzt hatte, trat Mikolas Josef zurückhaltend im Halbfinale auf, im Finale jedoch zeigte er Höchstleistungen und wagte sogar den Salto. Ein verdienter Platz 6 mit Potential nach oben!

Rasmussen mit „Higher Ground“ für Dänemark:

Ein außergewöhnlicher Auftritt in diesem Jahr war ebenfalls Higher Ground von Rasmussen. Der Song passte thematisch gut zum ESC („All aboard“) und war eine angenehme Abwechslung zu den anderen Acts.

Jessica Mauboy mit „We Got Love“ für Australien:

Mit einem 20. Platz landete Jessica Mauboy überraschend weit hinten. Ihr Song We Got Love hatte zwar keineswegs das Potential für einen Sieg, dafür war er zu eintönig und langweilig, doch hätte ich mit einer deutlich höheren Platzierung gerechnet.

Saara Alto mit „Monsters“ für Finnland:

Der 25. Platz galt Saara Alto. Mit ihrer Single Monsters reichte es nur bis zum vorletzten Platz. Etwas höher hätte der Song landen können. Die Drehscheibe von Beginn hätte entweder länger drehen müssen oder einfach ganz von der Bühne verschwinden. Der Stage Dive war fast noch das Highlight.

Equinox mit „Bones“ für Bulgarien:

Das bulgarische Quintett Equinox erzielte mit ihrem Auftritt den 14. Platz. Zwischendurch hätte man es an die Spitze setzen können, doch nachdem andere Länder ihren Repräsentanten erkoren hatten, war für mich klar, dass der Song mit mittelmäßiger Performance keine Chancen auf einen Sieg hat.

DoReDoS mit „My Lucky Day“ für Moldau:

Eine mittelmäßige Performance, nur von der Choreographie gerettet, brachte das Trio DoReDoS auf einen zehnten Platz. Das Versteckspiel und die „optischen Täuschungen“ mit den Doubles waren einmal ganz lustig, doch retten sie das Gesamtbild eigentlich nicht.

Benjamin Ingrosso mit „Dance You Off“ für Schweden:

Dass der Schwede Bejamin Ingrosso im Zuschauervoting nur schwache 21 Punkte erzielte, nachdem er zuvor weit oben im Juryvoting landete, überraschte mich. Der Song an sich ist gut, die Choreographie akzeptabel. Platz 7 ist auf jeden Fall verdient.

AWS mit „Viszlát nyár“ für Ungarn:

Die Band AWS kann ich leider schlecht bewerten, meine Musikrichtung ist es nicht und ich weiß nicht genau, worauf es ankommt. Für Fans des Genres sollte das Lied wohl einen Anruf wert sein, doch ist der Großteil des Publikums nicht auf eine solche Nummer vorbereitet gewesen. AWS spricht nicht genug Personen an, um einen Song Contest zu gewinnen.

Netta mit „Toy“ für Israel:

Das Siegerlied von Netta kann vor allem durch das Thema punkten, da es zur #metoo Debatte passt. Dennoch war der Auftritt eher schwach, vor allem im Vergleich zu der Studioversion, diese ist wirklich gut!

Waylon mit „Outlaw In 'Em“ für die Niederlande:

Der diesjährige niederländische Beitrag ist vom Wiederkehrer Waylon, der schon zuvor einen zweiten Platz erzielen konnte. Dieses Mal jedoch war er zurecht weiter hinten im Feld. Der Nummer fehlt einiges und reicht höchstens für seinen 18. Platz.

Ryan O'Shaugnessy mit „Together“ für Irland:

Der Ire Ryan O'Shaugnessy trat mit einer Liebesgeschichte zweier jungen Männer auf, zu der ihn ein Freund inspirierte. Diese Geschichte, die auch im Musikvideo gezeigt wird, wurde auf der Bühne mit Tänzern nachgestellt. Wer auf seine leisen Töne steht, dem gefällt dieses Lied, andere finden es einfach gesagt: ermüdend.

Eleni Foureira mit „Fuego“ für Zypern:

Das Beste Ergebnis in der Geschichte Zyperns holte Eleni Foureira, die vor dem großen Finale noch einmal für Furore sorgte, da sie langzeitige Favoritin Netta von Platz eins der Wettquoten ablöste. Jedoch reichte es „nur“ für einen zweiten Platz.

Ermal Meta & Fabrizio Moro mit „Non mi avete fatto niente“ für Italien:

In die TOP 5 schaffte es ebenfalls Italien. Mit einem Lied gegen Terrorismus im schnellen Italienisch und Schlagzeilen aus aller Welt erzielten die beiden einen guten fünften Platz. Für die einen zu gut, für andere zu schlecht...

Endlich hat es geklappt! Deutschland ist von den hinteren Plätzen erlöst und erzielt mit Platz 4 ein super Ergebnis. In einem solchen bunten ESC Jahr wie diesem, in dem es wieder sehr viele Beiträge in Landessprache gab, ist dies eine sehr gute Leistung, vor allem da die Konkurrenz stark war.

Alex (10b)