Nach dem Abitur ins Ausland – trotz Corona

Was früher wirklich etwas Besonderes war, wird von vielen AbiturientInnen mittlerweile von vorne herein fest eingeplant: Nach dem Abitur Zeit im Ausland verbringen. Statistisch gesehen möchten das sogar mit 24,67% mehr AbiturientInnen als die, die ein Studium (15,23%) oder eine Ausbildung (9,6%) beginnen möchten[1]. Besonders beliebt: Work and Travel, Freiwilligenarbeit oder ein Auslandspraktikum1.

Aber wie sieht das Ganze zu Zeiten der Corona-Pandemie aus? Ich selbst habe in diesem Jahr mein Abitur gemacht und habe mich entschieden, als Au-Pair drei Monate im Ausland zu verbringen. Ich wollte nur ungern auf diese Erfahrung verzichten. Ist die Organisation eines Auslandsaufenthalts durch Corona also wirklich so gut wie unmöglich?

Zunächst einmal: Unmöglich ist ein Auslandsaufenthalt auch während der Pandemie nicht. Besonders abhängig ist das aber vor allem vom Land, in welchem man gerne Zeit verbringen möchte.

Für mich geht es in die französische Schweiz. Auch dort steigen die Inzidenzwerte allmählich wieder an und waren ohnehin immer noch viel höher als hier in Deutschland. Trotzdem ist die Einreise in die Schweiz momentan ohne Einschränkungen möglich. Für Flugreisen fordert die Schweiz einen negativen Corona Test. Bei einer Einreise mit dem Auto oder dem Zug hingegen ist momentan nicht einmal dieser notwendig – allerdings auch nur so lange, bis die einzelnen Bundesländer nicht wieder als Risikogebiet eingestuft werden. Aber auch in diesem Fall stellt die Einreise kein erhebliches Hindernis dar: Sollte Rheinland-Pfalz noch vor Beginn meines Aufenthaltes als Risikogebiet eingestuft werden, wäre ein negativer Corona-Test sowie eine zehntägige Quarantäne bei meiner Gastfamilie notwendig. Ähnlich ist es auch für die Ausreise in andere Staaten von Europa oder die EU-Staaten.

Komplizierter wird es für diejenigen, die vorhaben, interkontinental zu reisen. Das beliebte Work and Travel oder der Road-Trip in Australien oder Neuseeland sind auf Grund der strengen Maßnahmen der Länder momentan nahezu unmöglich, da die Einreise nur als Staatsbürger oder mit Daueraufenthaltserlaubnis möglich wäre. Auch im Fall der beliebten Ziele USA oder Kanada wird ein Aufenthalt durch die geltenden Corona Maßnahmen erheblich erschwert. Da man jedoch für die USA und Kanada ohnehin ein Visum benötigt, wäre ein längerer Aufenthalt auch in diesem Fall nicht unmöglich.

Zwar starten in diesem und auch bereits im letzten Jahr sicherlich erheblich weniger Abiturienten einen Aufenthalt im Ausland; jedoch lassen sich nicht alle von der Pandemie aufhalten. Eine meiner Freundinnen reist im August für ein Jahr nach Togo (Afrika) und engagiert sich dort in der Freiwilligenarbeit. Von Corona wollte sie sich diesen Traum nicht zerstören lassen und auch die von ihr gewählte Organisation plant zurzeit normal weiter.

Auch ich wollte die einmalige Chance, die sich uns in der freien Zeit zwischen meinem Abitur und dem Studium bietet, nicht missen. Sicherlich ist die Organisation momentan erschwert, aber wie man sieht, nicht so kompliziert, wie man zunächst denkt. Der wichtigste Faktor ist meiner Meinung nach die Corona-Situation in den einzelnen Ländern. Dabei muss jeder für sich selbst entscheiden, welches Risiko er eingehen möchte, denn wer wirklich ins Ausland möchte, der findet sicherlich einen Weg – auch wenn es dieses Jahr vielleicht nicht Australien ist.

Alina Vaupel (Abiturientin)


[1] Quelle: https://www.nach-dem-abitur.de/umfragen-nach-dem-abitur-ergebnisse ; Zugriff: 22.03.2021